Das bedeutet „die Gesalbte“ und so nehme ich mich auch heute wahr. Ich bin 1942 in einer sehr unruhigen und gefährlichen Zeit geboren und war demzufolge alles andere als erwünscht. Es war keine Liebesheirat zwischen meinen Eltern. Als ich meine Mama später einmal fragte, warum sie den Mann trotzdem geheiratet hat, meinte sie, er tat ihr leid. Was immer das auch bedeutete. Als ich selbst schon Kinder hatte, fragte ich sie einmal, ob sie mich auch so sehnsüchtig erwartet hätte. Da meinte sie nur: „Wer hätte früher schon für so etwas Zeit gehabt.“ Rundherum seien Bomben gefallen und keiner hätte gewusst, was der nächste Tag bringen würde. Und bei so einem Gespräch erzählte sie mir dann auch, dass ich eigentlich nicht Leben sollte und von ihren Abtreibungsversuchen. Die „berüchtigte“ Stricknadel wurde damals nicht nur zum Stricken verwendet, sie kam auch bei mir mehrmals zum Einsatz. Heiße Sitzbäder bis zu Verbrennungen und vom Tisch zu springen, das alles wurde erfolglos bei mir praktiziert.
Heute bin ich fest davon überzeugt, dass Gott wollte, dass ich lebe. Nach einigen Anfangsschwierigkeiten, leben zu wollen, lebe ich heute unwahrscheinlich gerne und glücklich. Ich genieße das Leben und alles, was es so bringt, und ich bin ein sehr kreativer Mensch mit viel Liebe für andere. Heute ist meine Mama schon Jahre verstorben und ich weiß, dass sie ihr Leben lang sehr glücklich darüber war, dass sie mich nicht abgetrieben hat. Wir waren ein Leben lang in inniger Liebe zueinander verbunden. Danke, meine geliebte Mama, für ein Leben mit dir und für MEIN Leben überhaupt!
Das Bild wurde uns freundlicherweise von der Autorin zur Verfügung gestellt!