Ich war 18 Jahre alt und erst 6 Monate mit meinem Freund zusammen, als ich damals zusammen mit ihm den Test durchführte: Positiv. SCHWANGER. Uns gingen so viele Gedanken gleichzeitig durch den Kopf: Was sollen wir tun? Wie geht es weiter? Wird unsere Beziehung das aushalten? Was werden unsere Eltern sagen? Mein Freund sagte gleich, dass er jedenfalls zu mir hält und für mich und unser Baby da sein wird. Das beruhigte mich sehr. Trotzdem hatte ich große Angst, es meinen Eltern zu sagen, aber es musste so sein.
Wie erwartet waren meine Eltern völlig außer sich und sehr geschockt. So reagierten sie: „Eine Abtreibung ist das Beste für euch. Macht euch schnell einen Termin aus! Es gibt in dieser Situation keine andere Lösung für euch.“ Sie begründeten ihre Forderung damit, dass das Baby unser ganzes Leben zerstören werde und wir nicht dasselbe durchmachen sollten wie sie selbst damals. Das verunsicherte meinen Freund leider sehr und er grübelte, ob nicht vielleicht doch eine Abtreibung das Beste wäre…
Ich war sehr traurig, weil ich eigentlich immer gegen Abtreibungen war. Aber was sollte ich nun machen? Alle waren gegen mein Baby und keiner wollte mir zuhören. Ich fühlte mich so leer und unverstanden. Schließlich machten wir einen Termin aus. In den Tagen davor war ich völlig niedergeschlagen und ratlos. Gerade jetzt war meine beste Arbeitskollegin einen große Stütze für mich und redete mir dauernd gut zu, denn sie war auch gegen eine Abtreibung. Endlich hörte mir jemand einfühlsam zu. Endlich wurde ich verstanden.
Der geplante Termin der Abtreibung kam: Ich wachte morgens früh voller Angst auf und eines war mir klar: Ich will dieses Baby behalten. Meine Kollegin sandte mir ein SMS, dass sie immer für mich da sei und mich unterstütze. Sofort teilte ich meinen Freund mit: „Ich behalte es, komme, was will.“ Zwar beteuerte er immer, dass er bei mir bleiben werde, egal wie ich mich entscheiden würde. Doch er schwankte, ob wir das wirklich hinkriegen würden usw. Nach einem langen Gespräch entschieden wir uns beide für das Baby und sagten den Termin ab.
Noch nie fühlte ich mich so erleichtert und gut wie in diesem Moment. Ich wusste sofort, dass es auf jeden Fall die richtige Entscheidung war. Nun freute sich auch er sehr auf seinen Sohn, ebenso meine Schwiegermama und andere Verwandte. Nur meine Eltern waren anfangs noch sehr böse, als sie es erfuhren. Doch langsam freundeten sie sich mit der Situation an und schließlich war die Vorfreude groß. Seitdem unterstützen sie uns, wo sie nur können, und lieben nun ihren 20 Monate alten Enkel sehr. Ihre Freizeit verbringen sie am liebsten mit ihm. Er ist unser ganzer Stolz. Sie bauten extra ihr Haus um, sodass wir drei eine schöne, große Wohnung haben.
Alles wendete sich zum Guten. Ich bin unendlich froh, mich gegen die Abtreibung entschieden zu haben. Die Geburt unseres Sohnes war das schönste Erlebnis in unserem Leben und die Beziehung zwischen seinem liebevollen Vater und mir ist wunderbar. Drei Jahre sind wir schon zusammen. Vielleicht bekommen wir bald ein Geschwisterchen. Wir würden uns freuen.
Bildnachweis: Fotolia_63333602_XS