… und nun habe ich einen Hund.
Es fällt mir nicht leicht meine Geschichte zu erzählen, denn es ist keine schöne Geschichte. Der Anfang war sehr verheißungsvoll: Ich hatte einen netten Freund gefunden, er studierte und ich hatte eine gute, sichere Arbeitsstelle. Wir waren ein glückliches Paar und oft träumten wir von der Zeit, in der er sein Studium beendet haben würde und wir, wie ich mir vorstellte, eine „richtige Familie“ sein könnten. Schon immer hatte ich mir auch Kinder gewünscht, doch das mussten wir zunächst verschieben. Für mich konnte die Zeit nicht schnell genug vergehen, doch bald musste ich feststellen, dass er in seinem Studium nicht die erhofften Fortschritte machte, die wir uns wünschten. Ich hatte manchmal den Eindruck, dass er es an dem nötigen Eifer fehlen ließ, je mehr Zeit verging. Seine Nebeninteressen waren ihm schließlich wichtiger als sein Vorankommen. Immer wieder sprach ich mit ihm über meinen Kinderwunsch, und schließlich schien er einverstanden zu sein, die Verhütung aufzugeben. Die Zeit verging, aber es stellte sich keine Schwangerschaft ein. Jeden Monat war ich enttäuscht, wenn ich wieder meine Regel bekam. Mein Gynäkologe, dem ich meine Probleme berichtete, meinte zunächst, ich müsste mich von meiner Erwartungshaltung trennen, dann würde schon alles „werden“. Er machte mir Mut und als dennoch keine Schwangerschaft eintrat, begann er mit einer Reihe Untersuchungen und schließlich auch einer Behandlung. Die ganze Prozedur war ziemlich belastend, doch ich blieb zuversichtlich, zumal auch mein Freund mitmachte, wenn auch nicht sehr begeistert. Und dann kam endlich der ersehnte Tag, an dem mir mein Frauenarzt mitteilte, ich sei schwanger. Als er mich mittels eines Gerätes die Herztöne meines Kindes hören ließ, konnte ich mein Glück nicht fassen und wäre ihm am liebsten um den Hals gefallen. Ich konnte es nicht erwarten, meinem Freund von der Neuigkeit zu berichten, doch seine Reaktion war völlig anders, als ich mir erwartet hatte. Keine Spur von Freude, – im Gegenteil. Er erklärte plötzlich, dass er jetzt kein Kind brauchen könne, es wäre für uns eine unzumutbare Belastung, wir müssten uns massiv einschränken und vielleicht müsste er sogar sein Studium aufgeben … Auf meine Frage, warum er dann bei dem ganzen „Kinderwunschprogramm“ mitgemacht hatte, meinte er nur, er hätte die Überzeugung gehabt, dass er ohnehin zeugungsunfähig wäre. Was ich dann erlebte und durchmachte kann ich hier nicht schildern. Alles wofür ich bisher gelebt hatte, schien zusammen zu brechen. Was sollte ich machen? Ich hatte nicht einmal mehr den Mut meinen Arzt aufzusuchen. Ich schämte mich. Niemand würde mich verstehen, niemand unterstützen … Schließlich hab ich es wegmachen lassen … Mein Freund hat sein Studium beendet und nun hat er eine Andere. Es sind eine Anzahl Jahre vergangen. Ich habe wieder einen Partner gefunden, aber schwanger konnte ich in all der Zeit nie wieder werden.
Ich hätte so gerne ein Kind gehabt – und jetzt habe ich einen Hund …
PS: Ich habe meinen Arzt gebeten, die Geschichte für mich einzureichen.
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